Andachtsbuch, Brabant/Nordfrankreich, 15. Jahrhundert (Stiftsbibliothek St.Gallen, Cod. Sang. 470, S. 23–24)

Stundenbuch digitalisiert (e-codices)

Kleine Bücher, grosse Wirkung

Wie kommt man wichtigen Dingen ganz nah? Eine Möglichkeit ist, indem man etwas so gross macht, dass man nichts anderes mehr sieht. Oder im Gegenteil, indem man etwas so klein macht, dass man es in den Händen halten kann. Im Falle von mittelalterlichen Handschriften bezeugen Bibeln die Grösse ihrer Wahrheit mit ihrem grossen Format und entsprechendem Gewicht. Stundenbücher hingegen sind so klein, dass die darin niedergeschriebenen Glaubensinhalte ein handliches Format bekommen und greifbar werden.

Ab dem 13. Jahrhundert löst das Stundenbuch den Psalter als wichtigstes Gebetbuch für Laien ab. Es wird zum eigentlichen Bestseller, weil es ein Leben im Rhythmus des Gebets ausserhalb der Klostermauern erlaubt. Stundenbücher teilen den Tag wie im Kloster in Gebetszeiten auf und ihr intimes Format erlaubt es, sich mit vorgebeugtem Kopf ganz in sie zu versenken und den Rest der Welt zu vergessen.

Das vorliegende Stundenbuch misst 14,5 × 10.5 Zentimeter und stammt aus dem 15. Jahrhundert aus Brabant oder Nordfrankreich. Zahlreiche Initialen und reich illuminierte Seiten machen es zu einem kleinen Schatz. Welch grosse Wirkung darin selbst klitzekleine Abbildungen haben können, erleben Sie an einer reich verzierten Seite, in die wir langsam hineinzoomen.


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