Laufende Forschungsprojekte

Römische Tagebücher. St.Galler Mönche auf Grand Tour im Jubeljahr 1700

Das Projekt »Römische Tagebücher. St.Galler Mönche auf Grand Tour im Jubeljahr 1700« setzt sich zum Ziel, die von Oktober 1699 bis Mai 1701 dauernden Italienreise und den Romaufenthalt zweier St.Galler Mönche, der Patres Lukas Grass und Jodok Müller, wissenschaftlich aufzuarbeiten und zu edieren. Ihre Reise ist dokumentiert in zwei weitgehend unabhängig voneinander abgefassten lateinischen Tagebüchern. Erhalten sind ebenfalls die Buchführung über Reisekosten und Ausgaben sowie ein größerer Teil der lateinischen Korrespondenz mit St. Gallen – und auch die Instruktionen, die ihnen der Fürstabt mit auf die Reise gab. Diese Materialien sind für St.Gallen die ältesten erhaltenen Zeugnisse einer benediktinischen Bildungsfahrt mit all ihren Eigenheiten.

Die Reisenden skizzieren ihren Weg vorbei an Monumenten, Kirchen, Palazzi, Gemälden und Statuen, aber auch an Handschriften, Antiquitäten und Kuriositäten. Sie lernen italienisch, besuchen theologische Disputationen und die Universität. Sie bieten ihre eigene Perspektive auf die Ewige Stadt im Jubeljahr 1700, auf das Ableben von Papst Innozenz XII. und die Wahl von Clemens XI., berichten von ihrer Vertretung von St.Galler Interessen in Rom, vom Zusammenleben mit den italienischen Benediktinern und dem Besuch der Wirkungsorte des Begründers ihrer Regel in Subiaco und Montecassino. Entsprechend der unterschiedlichen Facetten ist der Charakter dieser Tagebücher teils berichtend, teils instruktiv, immer wieder aufgelockert durch Anekdoten und persönliche Erlebnisse. Die teilweise erhaltene Korrespondenz gibt weiteren Einblick in die Rahmenbedingungen, unter denen diese Reise stattfand. Ediert und erschlossen werden die genannten Materialien innerhalb und nach den Maßgaben der vom Stiftsarchiv herausgegeben Itinera Monastica. Das Tagebuch des Lukas Grass und die Korrespondenz werden zudem ins Deutsche übersetzt, um diese besonderen Quellen einem weiteren Publikum zugänglich zu machen.


Die Rechtsquellen der Abtei St.Gallen

Das Projekt «Die Rechtsquellen der Abtei St.Gallen – Die Herrschaft des Abtes von St.Gallen» setzt sich zum Ziel, den Aufbau, die Funktionsweise sowie die Träger der weltlichen Landesverwaltung der ehemaligen Fürstabtei St.Gallen wissenschaftlich zu erfassen und eine repräsentative Auswahl von Textquellen digital zu edieren. Unter der Regierung von Abt Ulrich Rösch (1463‒1491) war es dem Kloster gelungen, über weite Teile des heutigen Kantons St.Gallen (Fürstenland, Toggenburg, Rheintal) eine geschlossene Landesherrschaft zu errichten. Weltliche Beamte führten auf Geheiss und im Namen des Abtes die Geschäfte in den unterschiedlichen Ämtern, Vogteien und Gerichten. Sie hatten dem Abt einen Treueeid zu leisten und ihre Tätigkeit war an eine Bestallung (ein Pflichtenheft) gebunden. Die Bestallungen ermöglichten nicht nur eine klare Zuteilung bzw. Abgrenzung der Kompetenzen der einzelnen Beamten, sondern auch eine effektive Kontrolle durch den Abt. Sie bildeten bis zum Untergang des Klosters ein wirksames Führungsinstrument der St.Galler Fürstäbte.

Im Stiftsarchiv St.Gallen sind seit der Regierungszeit von Abt Ulrich Rösch Bestallungen vorhanden. Seit dem 16. Jahrhundert wurden sie in Sammelbänden – sogenannten Bestallungsbüchern – systematisch aufgezeichnet und überliefert. Bestallungen sind die besten Erkenntnisquellen dafür, wie die St.Galler Fürstäbte die Ausübung von Herrschaft und Aufgaben delegierten und gleichzeitig kontrollierten. Deshalb stehen sie im Zentrum des Editionsprojekts. Sämtliche überlieferte Bestallungen werden erschlossen und ausgewertet. Eine sowohl in synchroner wie diachroner Sicht repräsentative Auswahl von Bestallungen wird nach den bewährten Editionsstandards der Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen digital ediert, kommentiert und mit Registerforschungsdaten versehen. Zusätzlich werden weitere Quellen, welche die Funktionsweise und die Zusammensetzung des fürstäbtischen Beamtenstabs bzw. Hofstaats erhellen, identifiziert, erschlossen und allenfalls ediert. Ziel ist ein vollständiger Überblick über die unterschiedlichen weltlichen Klosterämter und deren historische Entwicklung sowie ein strukturiertes Verzeichnis aller weltlichen Beamten der Fürstabtei und deren Amtszeiten.

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