Rankweil, 20. Mai 817

Rankweil, 20. Mai 817

Im frühen Mittelalter sind weite Gegenden Europas unbeschriebenes Terrain. Siedlungen und Menschen bleiben so lange unbekannt, bis sie erstmals schriftliche Erwähnung finden. Umso sensationeller ist es, wenn Namen von Ortschaften und Personen in überlieferter Urkunden auftauchen und Gegenden auf einmal beschreibbar werden. Das geschah im 9. Jahrhundert im Drusustal im Vorarlbergischen. Ein Beamter namens Folcwin übergab damals sein Urkundendossier dem Kloster St.Gallen zur sicheren Aufbewahrung. 27 Urkunden haben überlebt und stellen das grösste weltliche Archiv aus der ganzen Karolingerzeit dar. Sie geben Einblick in das Walten dieses lokalen Beamten in den Jahren zwischen 817 und 825. Seinen frühesten Auftritt hat Folcwin in der links abgebildeten Urkunde, in der er das einzige Mal mit dem Amtstitel eines Schultheissen genannt wird.

Der Wert dieser Urkunden liegt im Aufscheinen von Lebenswelten abseits von Klöstern. Darüber hinaus belegen sie veränderte Machtverhältnisse in der Region Rätien. Kaiser Karl der Grosse hatte nämlich dem Bischof von Chur, der bis anhin die geistliche und weltliche Macht innehatte, ums Jahr 806 die weltliche Macht entzogen und setzte weltliche Grafen und Schultheissen für die Verwaltung seiner Territorien ein, wie die genannte Urkunde beweist.


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